Quer durch das Stubaital mit traumhaften Gipfelzielen

03.09. Anfahrt nach Fulpmes

Aufgrund der Corona-Pandemie musste ich den vollständigen Urlaub noch in 2020 nehmen. Im September hatte ich noch mehr als 20 Tage Resturlaub. Eigentlich wollten Marie und ich Ende Oktober für ein verlängertes Wochenende nach Sevilla und im November für eine gute Woche nach Israel. Ob dies zu diesen Zeitpunkten jedoch wirklich klappen würde war mehr als fraglich. Ich überlegte lange ob ich dann mal den Berliner Höhenweg im Zillertal oder den Stubaier Höhenweg in Angriff nehmen sollte. Nach einem Austausch mit einem alten „Wanderbegleiter“ Frank entschied ich mich für das Stubaital. Er hatte beide Wege gemacht und fand den Stubaier Höhenweg abwechslungsreicher…Ich passte die Etappen für mich an, da ich keine so kurzen Etappen machen wollte. Daher plante ich meist 2 Etappen an einem Tag ein.

Da die Wetteraussichten richtig gut waren, fuhr ich bereits am Donnerstag gegen Mittag los. Ich hatte die ersten beide Nächte von Freitag bis Sonntag in der Adolf-Pichler-Hütte in den Kalkkögeln gebucht. Das war auch ein Tipp von Frank;-)

Ich kam gut durch und war bereits gegen 19 Uhr im Hotel Brugger. Ich hatte es bei Booking.com gesehen – es dann aber telefonisch gebucht. Ich schaffte es dann vor dem 4-Gänge-Menü noch für eine Runde in die Sauna zu gehen – ein entspannter Start in den Urlaub;-) Das Essen war auch richtig gut, es gab einen Begrüßungssekt und danach hatte ich eine sehr leckere Rotwein-Cuvee. Das war doch mal ein wirklich vielversprechender Start in den Urlaub!

04.09. Fulpmes – Adolf-Pichler-Hütte

Am nächsten Morgen hatte ich ein großartiges Frühstücksbüffet. Ich zahlte dann ca. 90 EUR inkl. Halbpension und Wein – bei Booking.com wären es nur mit Frühstück bereits 85 EUR gewesen. Als kleiner Bonus bekam ich auch noch die Mobil-Card – damit hatte ich die ersten Höhenmeter des Tages entspannt im Lift;-) An der Bergstation spazierte ich erst mal etwas über den Panoramaweg und genoss die Aussicht ins Stubaital und hinüber zum Habicht auf der einen und zu den Kalkkögeln auf der anderen Seite.

Zum Üben nahm ich dann den Klettersteig „Kreuzjoch“ – eine entspannte Gipfelüberschreitung / Gratwanderung. Danach ging es dann weiter in Richtung Adolf-Pichler-Hütte. Auf dem Weg machte ich dann erst mal einen kleinen Abstecher zum „Niederen Burgstall“, den man quasi im Vorbeigehen mitnimmt. Vom Seejöchl aus nahm ich ich die Schlicker Seespitze mit, die immerhin 2.804 Meter hoch ist. Recht geröllig geht es zum Teil hoch, kurz vor dem Gipfel muss man dann auch mal die Hände zu Hilfe nehmen. Der Ausblick von dort oben ist aber der absolute Hammer und man ist da fast alleine. Am Anfang waren noch zwei andere Leute da – irgendwann konnte ich die Aussicht dann aber ganz alleine genießen. Es war auf jeden Fall der richtige Ort für eine entspannte Vesper! Immerhin war es ja jetzt schon 13 Uhr;-)

Bei der Hütte kam ich dann im strahlenden Sonnenschein gegen 15.30 Uhr an. Ich hatte noch freie Auswahl meines Lagerplatzes und nahm das Bett am Fenster. Um 16 Uhr hatte ich dann das erste kalte Bier in der Hand, las ein Buch in der Sonne und genoss das schöne Wetter und das Bergpanorama. Zum Abend hin machte ich dann noch mal eine kleine Rundtour um die Hütte – das war auch noch mal schön.

Das Abendessen war dann sehr lecker und die Nacht im Lager erstaunlich ruhig….

05.09. Klettersteig Ochsenwand – oder doch nicht?

Am nächsten Tag gab es weiterhin strahlenden Sonnenschein. Nach dem sehr leckeren Frühstück mit selbstgebackenem Brot ging es steil hoch in die Alpenklubscharte und auf der anderen Seite wartete ein langer Abstieg auf mich in Richtung Schlickeralm. Dabei ging es erst knapp 600 Höhenmeter hoch und auf der anderen wieder mehr als 800 Höhenmeter runter. Ich war gegen 8h gestartet – am Einstieg des Klettersteiges war ich um kurz vor 10.30 Uhr. Dort gab es erst einmal einen Müsliriegel zur Stärkung und danach legte ich ganz entspannt das Klettersteig-Set an.

Die Schlüsselstelle mit einem leichten Überhang und der Schwierigkeit C/D kam gleich am Anfang. Es sah nicht so wild aus – ich bekam aber leider Panik am Anfang, die Beine zitterten und ich klammerte mich ins Seil. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt – der Absturz im Klettersteig zur Vorderen Tajakante ging mir doch noch deutlich mehr in den Klamotten, als ich mir das vorstellen konnte. Nun war guter Rat teuer. Auf der einen Seite hatte ich mich sehr auf den Klettersteig gefreut, auf der anderen Seite wollte ich gleich zu Beginn des Urlaubs nichts riskieren. Ich war auch ganz alleine und hinter mir kam niemand, dem ich mich hätte anschließen können. Ich überlegte kurz, den Einstieg noch einmal zu versuchen – entschied mich aber schweren Herzens dagegen. Also ging es über das Schotterfeld zurück in Richtung Weg. Nun war ein Alternativprogramm gefragt.

Ich ging in Richtung Zirmachalm und über das Schlicker Schartl und Seejöchl machte ich mich auf den Aufstieg zum Gamskogel. Über den Steinkogel ging es zum Sendersjöchl und durch ein sehr schönes Tal zurück in Richtung Adolf-Pichler-Hütte. So wurde es dann auch ohne den Klettersteig eine sehr schöne und lange Tour. Hinten im Stubaital kamen jetzt dicke Wolken auf – ein Gewitter war auch angesagt. Dieses verzog sich aber glücklicherweise. Gegen 17 Uhr war ich dann zurück an der Hütte – das Essen war wieder sehr lecker und die beiden Hüttenwirtinnen sind ein Inbegriff von tollen Wirten!

06.09. Adolf-Pichler-Hütte bis Fulpmes

Eigentlich wollte ich an diesem Tag von der Adolf-Pichler-Hütte bis zur Neuen Regensburger Hütte laufen. Die Franz-Senn-Hütte war ausgebucht und daher wollte ich zwei Etappen des Stubaier Höhenwegs als eine Tour laufen. Knapp 24 km und ca. 9 Stunden waren dafür angesetzt. Leider waren die Wetteraussichten jedoch sehr schlecht. Es sollte so ab 11 Uhr starken Regen geben – insgesamt waren 40 – 50 Liter angesagt. Daher hatte ich am Abend zuvor noch einmal im Bruggerhof angerufen und dort erneut ein Zimmer gebucht. So konnte ich das auch das Klettersteig-Set ins Auto bringen. Das Wetter war sehr grau und bewölkt, es war aber noch trocken. An der Bergstation nahm ich dann die Gondel ins Tal und war bereits um kurz nach 11 Uhr im Hotel.

Ich konnte auch gleich mein Zimmer beziehen – diesmal hatte ich ein neues, sehr modernes Zimmer bekommen. Leider machte der Wellnessbereich erst um 14h auf, so entspannte ich etwas und ging noch mal durch Fulpmes. Ich wartete auf den angesagten Regen – vielleicht hätte ich ja doch weiterlaufen können….Um kurz nach 14h ging es dann aber so richtig mit dem Regen los. Da wäre ich auf jeden Fall noch kräftig nass geworden.

So genoss ich einen wirklich sehr entspannten Nachmittag im Wellnessbereich mit einigen Saunabesuchen – das tat auch mal gut;-) Das 4-Gänge-Menü war wieder richtig lecker.

07.09. Fulpmes – Sulzenauhütte

An diesem Tag sollte es nach der ursprünglichen Planung von der Neuen Regensburger Hütte bis zur Sulzenauhütte gehen. Auch dabei wollte ich wieder eine Hütte überspringen, da ich nicht auf der Dresdner Hütte inmitten des Skigebiets übernachten wollte. Der ursprüngliche Plan hatte sich aber durch den Abstieg ins Tal geändert. Nach dem wieder mal sehr guten Frühstück nahm ich den Bus und fuhr zur Grawa-Alm. Dort kam ich gegen 11 Uhr an und machte ich auf den Aufstieg zur Sulzenauhütte. Zum Glück regnete es nur noch leicht – der Weg war aber sehr nass und rutschig. Das merkte ich dann auch gleich an einer Stelle mit einen Bohlenweg. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie ich wegrutschte. Danach ging es dann etwas bedächtiger voran;-)

Der Weg war wirklich sehr schön, erst ging es am Wasserfall lang und dann an der Sulzenau-Alm vorbei. Ab und an regnete es weiter und den ganzen Nachmittag zog es leider nicht auf. Damit war auch die Sulzenauhütte recht leer – im Lager waren wir nur zu dritt. Es war aber auch recht kalt und ich war froh über den Daunenschlafsack…..

Ich war um kurz nach 13 auf der Hütte und verbrachte dort einen entspannten Nachmittag. Erst gab es Kaiserschmarrn und einen Kaffee, zum Nachmittag hin Holler gespritzt und ich schaute immer mal wieder aus dem Fenster. Es machte leider keinen Sinn noch mal eine Tour rund um die Hütte zu machen…..Daher ging es dann irgendwann ans Abendessen und wirklich viel passierte nicht mehr an diesem Tag. Die Nacht war dann sehr ruhig;-)

08.09. Sulzenauhütte – Bremer Hütte

Da der Vortag ja recht entspannt war und ich relativ früh schlafen ging, machte ich gegen 6.30 Uhr schon mal eine Runde um die Hütte bis zur Blauen Lacke. Die Sonne kam hinter den Gipfel hervor – im Tal lagen noch die Wolken. Ich war alleine unterwegs und es war traumhaft schön. So gegen 7.30 Uhr war ich wieder zurück an der Hütte und frühstückte dann erst mal entspannt.

Gegen 8.30 Uhr machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Nürnberger Hütte – dem ersten „Tagesziel“. Der Weg war wirklich traumhaft schön – man hatte zahlreiche schöne Seen und tolle Ausblicke auf die Gletscherzungen. Ich nahm den Weg über die Mairspitze – von dort hatte man einen wirklich tollen Ausblick!

An der Nürnberger Hütte war ich schon um 11.45 Uhr und verzichtete daher auf die dort eigentlich geplante Mittagspause. Das war mir dann doch noch zu früh. Daher lief ich direkt weiter und machte dann gegen 13 Uhr ein kleines Picknick mit Müsliriegel, Nüssen und einem Apfel. Im „Paradies“ war es tatsächlich paradiesisch schön – ein tolles Hochtal mit einem durchfließenden Bach. Danach gab es noch mal einen anstrengenden Anstieg zur Zollhütte.

Danach ging es dann nur noch abwärts in Richtung Bremer Hütte. Diese erreichte ich schon gegen 14.45 Uhr. Daher überlegte ich noch auf die Innere Wetterspitze zu steigen, verzichtete am Ende aber darauf und genoss den Nachmittag im strahlenden Sonnenschein. Ich hatte zwei nette Leute an meinem Tisch und der Nachmittag ging damit schnell vorüber. Die Hütte und die Hüttenwirte sind richtig toll, das Essen abends war sehr lecker! Ich hatte ein Zimmer mit 4 Betten, außer mir war noch ein Tscheche mit seinem Sohn im Zimmer.

09.09. Bremer Hütte – Innsbrucker Hütte

Die Sonne schien wieder von einem wolkenlosen Himmel und das Frühstück war genau so gut wie das Abendessen. So machte ich mich bereits um 8 Uhr auf den Weg in Richtung Innsbrucker Hütte. Der Weg war traumhaft schön durch den Hang und ging über einige Scharten.

Nach einigem Auf und Ab erreichte ich schon gegen 13 Uhr die Innsbrucker Hütte. Dort bestellte ich Kaspressknödel mit Salat und machte mich dann vollgefuttert auf den Weg zum Gipfel des Habicht. Der Aufstieg war mit 2,5 – 3 Stunden angegeben – um 15.50h war ich dann nach knapp 2 Stunden am Gipfel. Die klare Aussicht hatte ich leider nicht besonders lange, es zog sich etwas am Gipfel zu. Nach einer halben Stunde machte ich mich daher wieder auf den Weg nach unten. Ich überholte einen anderen Wanderer, der seinen Pitbull Huckepack hatte. Dieser hatte sich eine Kralle ausgerissen und konnte daher nicht mehr laufen. Vielleicht nicht die beste Tour für einen Hund…..

Da es abends recht kühl wurde, hatte ich dann das Essen von der Karte in der vollen und warmen Stube. So ging dieser ereignisreiche und anstrengende Tag zu Ende.

10.09. Innsbrucker Hütte – Padasterjochhaus

In der Planung wollte ich zwei Tage auf der Innsbrucker Hütte bleiben. Am zweiten Tag wollte ich den Klettersteig auf die Ilmspitze oder die Tour auf den Habicht machen. Das Klettersteig-Set hatte ich jedoch im Auto gelassen und auf dem Habicht war ich ja schon am Tag vorher gewesen. Daher schaute ich, wie ich die Tour verlängern könnte. So entschloss ich mich zum Padasterjochhaus zu wandern. Dafür ging es erst einmal ins Tal und kurz vor der Pinnisalm ging es hoch in Richtung Silbersattel.

Das war ein richtig knackiger und ausgesetzter Anstieg über fast 1.200 Höhenmeter. Der Weg war recht einsam – ich sah nur zwei anderer Wanderer. Am Sattel war ich gegen 11 Uhr und machte noch einen Abstecher zur Kirchdachspitze auf 2.840 Meter. Der Aufstieg war seilversichert – über die letzte Steilstufe ging es mit einer Leiter. Die Aussicht war recht wolkig – der Habicht schaute ab und zu aus den Wolken vor. Danach ging es wieder ein Stück runter und ich machte auf dem Weg zum Padasterjochhaus noch einen Abstecher zur Hammerspitze. Von dort aus ging es dann in Serpentinen runter zur Unterkunft, die auf 2.232 m liegt.

Um kurz vor 14 Uhr erreichte ich die Hütte, um 14.15 Uhr hatte ich einen sehr leckeren Kaiserschmarrn und einen Kaffee in der Sonne an der Hüttenwand. Ich genoss daher einen sehr entspannten Nachmittag – abends konnte man einfach von der Karte bestellen. Und das Lager war richtig toll! Es war eine gute Idee diesen Abstecher zu machen – auch wenn der Weg hierhin durch den extrem langen Anstieg wirklich herausfordernd war.

11.09. Padasterjochhaus – Fulpmes

Nun war also der letzte Tag meiner Hüttentour angebrochen – aber zum Glück noch nicht das Ende des Urlaubs. Das Wetter war deutlich schlechter als in den letzten beiden Tagen – zumindest gab es einige wirklich dicke Wolken. Die Sicht war daher am Anfang sehr eingeschränkt….Daher überlegte ich dann auch, ob ich wirklich auf die Kesselspitze wandern oder direkt ins Tal absteigen sollte. Ich entschied mich für den Aufstieg – am Ende die richtige Entscheidung. An der Kesselspitze kam ich über den Wolken raus und hatte einen tollen Ausblick auf den Habicht und die hohen Zillertaler Gipfel – diese schauten alle durch die fast vollständig geschlossene Wolkendecke raus.

Durch das Kalbenjoch ging es rüber zum Serlesjöchl. Auch hier überlegte ich wieder, ob ich noch den Aufstieg zum Gipfel nehmen sollte. Es ging immerhin noch mal von 2.384 m auf 2.718 m hoch. Der Weg war aber recht einfach und ich brauchte keine halbe Stunde hoch. Um kurz vor 12 Uhr stand ich bereits am Gipfelkreuz. Danach ging es dann mit schönen Blicken auf die Kesselspitze nach unten. Der Abstieg durch das Joch war durch das Schotterfeld relativ ätzend.

Um 13.30 Uhr war ich dann beim Alpengasthof Wildeben – genau die richtige Zeit für die Mittagspause. Ich hatte Leberkäs mit Bratkartoffeln, danach gab es noch leckeren Aprikosenkuchen und Kaffee. Und außerdem gespritzten Marillensaft. Sehr lecker. Danach verbrachte ich noch eine entspannte Zeit in der Hängematte. Marie sollte ja erst um 18.55 Uhr in Brixen ankommen.

Gegen 15.30 Uhr machte ich mich dann aber langsam auf den Weg ins Tal. Ich holte das Auto am Bruggerhof ab und machte mich danach auf den Weg nach Südtirol. Es standen ja noch zwei weitere Urlaubswochen mit einer Bergtour über die Seiser Alm und den Rosengarten auf dem Programm;-)

Fazit:

Auch wenn ich den Berliner Höhenweg noch nicht gelaufen bin, glaube ich das der Tipp von Frank goldrichtig war. Die Teilbereiche des Stubaier Höhenwegs, die ich gesehen habe waren sehr schön und abwechslungsreich. Ich würde auch immer wieder Etappe zusammenlegen – sonst sind sie sehr kurz. Dazu hatte ich mit dem Hotel Brugger ein unglaubliches gutes und gastfreundliches Hotel und ich war auf richtig tollen Hütten. Am besten fand ich die Adolf-Pichler-Hütte (dieser Abstecher vom eigentlichen Höhenweg lohnt sich sehr!), die Bremer Hütte und das Padasterjochhaus – mit einem unglaublich guten Kaiserschmarrn, einer tollen Terasse, tollen Gastgebern und einem echt schönen Lager!

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