Im großen Bogen in 9 Tagen durch das Karwendel
Nachdem ich im Jahr 2020 mit den „Jungs“ eine Hüttentour am Wilden Kaiser gemacht hatte, wollte Marie dieses Mal eine Hüttentour mit den „Mädels“ machen. Sie buchten 4 Tage am Wilden Kaiser und danach ging es für 4 Tage in ein Hotel im Stubaital. Wenn Marie in den Bergen war, wollte ich die Zeit nicht allein zuhause verbringen und beschloss daher auch eine Hüttentour zu machen. Bei der Planung stellte sich dann nur die Frage, wohin es genau gehen sollte. In der engeren Auswahl standen am Ende 3 Touren: Der Berliner Höhenweg im Zillertal, eine selbst geplante Alpenüberquerung durch die Rückseite des Stubaitals über das Becherhaus bis nach Meran oder eine große Runde durch den Karwendel.
Vom Karwendel hatte Frank mir immer wieder vorgeschwärmt und so plante ich eine große Runde über die 4 Karwendelketten. Diese Tour hatte den Vorteil, dass es nicht ganz so hoch ging – Anfang Juli hat man ja in großen Höhen oftmals noch mit großen und hartnäckigen Altschneefeldern zu tun. Und der Winter war sehr lang und sehr schneereich. Am Ende war es wohl die richtige Wahl – die anderen beiden Optionen wären wohl gar nicht machbar gewesen.
Und dann stellte sich noch die Frage, ob ich alleine auf Tour gehe oder noch jemand mitkommt. Holger hatte Interesse mich zu begleiten – hatte dann aber genau in dieser Woche seine 2. Impfung. Daher machte ich mich alleine auf den Weg – so musste ich mir beim Anspruch und der Länge der Etappen nur selbst Rede und Antwort stehen und war nur für mich verantwortlich. Wie sich im Laufe der guten Woche herausstellen sollte, war das nicht die schlechteste Variante…
Freitag, 02.07.2021 Berlin – Reith bei Seefeld
Um bereits den Samstag als Wandertag zu haben, machte ich mich bereits am Freitagmittag auf den Weg mit dem ICE nach Reith bei Seefeld. Bis München lief alles wie gewohnt und der Zug war pünktlich. Die Strecke von München nach Reith war landschaftlich sehr schön und stimmte mich schon mal auf die Berge ein.
Gegen 19 Uhr kam ich pünktlich an, meine Unterkunft das „Panorama Apart Weisses Rössl“ war nicht weit vom Bahnhof entfernt und hatte ein schönes Restaurant mit Terrasse und einem tollen Ausblick. So hatte ich auch gleich ein passendes leckeres Essen zum Urlaubsauftakt. Und danach konnte ich noch das EM-Viertelfinale von Italien gegen Spanien schauen;-)
Samstag, 03.07.2021 Reith bei Seefeld – Sollsteinhaus
Morgens begrüßte mich dann gleich Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel. Das reichhaltige und leckere Frühstück hatte ich als einziger Gast auf der Terrasse – so konnte ich danach gut gelaunt und gestärkt in die Wanderung starten.
Auf den ersten 5 Kilometern bis zur Nördlingen Hütte ging es bereits die ersten 1.000 Höhenmeter hoch. Am Anfang ging der Weg durch den Wald, irgendwann ging es dann mit schönen Ausblicken durch die Latschenkiefern. Da war es gut, dass es noch recht früh am Tag war.
Um kurz nach 9 Uhr war ich gestartet, die Nördlinger Hütte erreichte ich dann nach gut 2 Stunden. Daher lief ich von dort auch gleich weiter. Kurz nach der Hütte musste man dann bereits das erste kleine Schneefeld queren.
Ein Stück weiter kam dann die Entscheidung, ob man den einfacheren Weg oder den „Freiungen Höhenweg“ nimmt. Ich entschied mich für die zweite Variante und der Weg war wirklich traumhaft schön, recht einsam und hatte tolle Ausblicke.
Zur Mittagspause kraxelte ich auf die Kuhljochspitze, die mit 2.297 m einen schönen Ausblick bot. Der Anstieg war zwar durch ein Stahlseil abgesichert, war durch ein Schotterbett aber auch nicht ganz so einfach. Es war aber auf jeden Fall der passende Platz für die Mittagspause.
Die Sonne brannte mittlerweile recht intensiv vom Himmel, so dass ich an der „Erlscharte“ entschied den Aufstieg zur Erlspitze nicht mehr mitzunehmen. Am Ende war es die goldrichtige Entscheidung – von dieser Seite geht der Aufstieg wohl nur über einen Klettersteig und ich hatte diesmal weder ein Klettersteigset noch einen Helm dabei. So kam ich dann gegen 15.30 Uhr im Sollsteinhaus an und hatte kurze Zeit später ein kaltes Bier vor mir – ein Auftakt nach Mass.
Den restlichen Nachmittag verbrachte ich dann sehr entspannt bei der Hütte und hatte zum Abendessen dann eine Suppe, das Salatbuffet, Käsespätzle und einen Kuchen zum Nachtisch. Die Energiereserven müssen ja wieder aufgefüllt werden. Bei einem Blick auf die anderen Teller war aber das Schnitzel mit Bratkartoffeln die bessere Wahl als die Käsespätzle. Da hatte ich schon bessere mit einem kräftigeren Käse gegessen….
Das Lager war glücklicherweise nur zur Hälfte belegt – damit wurde es eine recht ruhige und entspannte Nacht.
Sonntag, 04.07.2021 Sollsteinhaus – Pfeishütte
Heute stand eine lange und anstrengende Etappe auf dem Programm. Die Zeitangaben lagen zwischen 9 und 10 Stunden und auch Outdooractive lag mit seiner Zeitplanung in dieser Spanne. Zu allem Überfluss waren Gewitter zum Nachmittag angesagt.
Daher ging es direkt nach dem Frühstück gegen 8 Uhr los. Zuerst ging es eine Weile bergab, eh der Gegenanstieg in Richtung „Frau Hittl“ kam. Als ich auf einem Sattel ankam jubilierte ich schon innerlich – „Frau Hittl“ hatte ich an dieser Stelle aber längst noch nicht erreicht. Nach dem Sattel ging es erst mal wieder durch eine schöne Steile Scharte mit Schotter nach unten und fast direkt auf ein großes Schneefeld.
Der Wegweiser war umgefallen und so richtig klar war mir an dieser Stelle auch nicht, wo es weitergehen sollte. Die Seilversicherung zeigte eigentlich nur in Richtung Klettersteig – ich kletterte aber mal nach oben. Und auf der App sah man dann tatsächlich irgendwann, dass es anscheinend doch in die richtige Richtung ging. Das war aber nur der „Aufgalopp“. Viel schlimmer war das endlose Geröll- und Schotterfeld, dass dann folgte. Am Anfang ging es noch ganz gut nach oben, am Ende führte der Weg eigentlich direkt an der Wand entlang – dieser Teil lag aber noch komplett unter Schnee. Also stapfte ich durch das Geröll und den Schotter nach oben – einen Meter hoch und 50 cm abwärts rutschend….
Am Ende war ich um 11.30 Uhr oben, sah aber auch dort nicht die Fortführung des Weges. Es ging direkt rein in den Klettersteig. Ich musste wieder ein Stück nach unten und über eine weitere Seilversicherung ging auch der normale Weg weiter. Die Auszeichnung des Weges war jedoch nur sehr rudimentär bzw. gar nicht vorhanden….Kurze Zeit später stand ich dann am Einstieg des Schmidthuber Steiges in Richtung Seegrube, der nur geübten, trittsicheren und schwindelfreien Personen vorbehalten sein soll. Eine schöne Warnung – ich fand den Steig aber gar nicht so schlimm.
An der Mittelstation der Seegrube machte ich dann Mittagspause – Innsbruck lag fast die ganze Zeit unter einer Wolkendecke, die immer wieder in Richtung der Gipfel zog. Ab noch sah es nicht nach dem angekündigten Gewitter aus. Weiter ging es auf dem Weg von der Mittelstation nach oben. Gefühlt wollte dieser kein Ende nehmen – die Wolken wurden mehr, ich hatte aber immer noch eine gute Sicht. Die Pfeishütte erreichte ich dann gegen 15h nach knapp 7 Stunden im trockenen. Das Timing war super – das erste Bier und ein sehr leckeres Stück Johannisbeer-Streuselkuchen konnte ich noch draußen genießen.
Dann fing es erst zu tröpfeln an und so ab 15.30h wurde der Regen stärker und ging nahtlos in das angesagte Gewitter über. Draußen sah man gar nichts mehr und die nachkommenden Gäste kamen klatschnass in die Hütte.
Die Hütte hatte wir Frank sehr ans Herz gelegt und sie hielt alles, was er versprochen hatte. Ein sehr nettes Team, ein toller Hüttenwirt, sehr gutes Essen und drei gemütliche Stuben. Da waren die 2 Nächte die richtige Entscheidung gewesen. Das Lager war dafür sehr voll. Es gab 12 Betten – 11 davon waren belegt. Und die anderen waren eine Truppe – dementsprechend laut war es nach der Hüttenruhe. Aber zumindest hatte ich das einzige einzelnstehende Bett und das Lager war für die Belegung am Ende während der Nacht erstaunlich ruhig.
Montag, 05.07.2021 Pfeishütte
Am nächsten Morgen hatte sich das Gewitter wieder verzogen und ich fragte den Hüttenwirt nach dem sehr guten Frühstück nach seiner Empfehlung für eine Tagestour. Eigentlich hatte ich mir die östliche Praxmarerkarspitze rausgesucht – dies war aber auch die längste und anstrengendste Tour von der Hütte. Er empfiehl mir stattdessen den Aufstieg zur Sonntagskarspitze.
Diese Wanderung wäre sehr abwechslungsreich – ich sollte nur beim Auf- und Abstieg über die nasse Wiese aufpassen, diese wäre dann sehr rutschig. So machte ich mich auf den Weg durch die Latschen und traf irgendwann auf die Wiese. Am Anfang war es sehr entspannt – dann ging es wirklich steil über die Wiese nach oben und irgendwann ging diese dann in das altbekannte Karwendel-Geröll über.
Am Grat entlang ging es in Richtung des Gipfelkreuzes. Ich war dort vollkommen allein und genoss die Aussicht mit einem frühen Mittagssnack um 11 Uhr. Man hatte von dort einen unglaublichen Weitblick – wenn man dem Gipfelbuch glauben konnte, war ich erst die vierte Person in diesem Jahr auf dem Gipfel.
Der Abstieg ging über die identische Route wie der Hinweg – vor den steilen Graspassagen hatte ich tatsächlich etwas Respekt – es klappt aber auch mit dem Weg hinunter sehr gut. Schon vor 13 Uhr war ich dann wieder an der Hütte und gönnte mir dort erstmal einen Spinat- und einen Käseknödel. Und weil der Nachmittag auf der Hütte so lang war, gab es zum Nachmittag noch mal Streuselkuchen und Kaffee.
Dafür nahm ich abends dann aber nur einen Gang – dieser war jedoch ein Hüttenburger und war mehr als ausreichend!
Dienstag, 06.07.2021 Pfeishütte – Hallerangeralm
Am nächsten Tag ging es bei „Kaiserwetter“ mit einem richtig schönen blauen Himmel weiter. Am Anfang gab es einen sehr guten und stetig ansteigenden Weg – da ging es dann in den Abstieg durch das „Stempeljoch“. Der Weg war in einem recht erbärmlichen Zustand – an manchen Stellen konnte man ihn kaum noch als Weg bezeichnen. Ein Großteil der Stufen und Bretter war abgerutscht und es ging steil durch den Schotter bergab. An zwei Stellen konnte ich mich beim Rutschen noch abfangen, beim dritten Mal gelang mir das leider nicht mehr und ich könnte es krachen.
Da mir nichts richtig weh tat, war das zumindest kein Knochen. Als ich aufstand sah ich aber, dass es meinen fast neuen Carbonstock von Leki erledigt hatte – schön zerbrochen. So ging es also fortan mit dem verbliebenen Stock weiter – erst einmal über das bis dato größte Schneefeld.
Als der Abstieg dann überwunden war, war ein ein wunderschöner Höhenweg mit tollen Ausblicken. Am Fuß der Speckkarspitze war ich dann bereits um kurz nach 10 Uhr. Also ging ich die Überschreitung der Speckkarspitze an, bei der man auf der einen Seite nach einer Weile immer schön ohne Sicherung am Grat entlang geht. Für mich ein großartiger Aufstieg!
Nach einer guten Stunde stand ich dann gegen 11.15 Uhr am Gipfelkreuz und genoss den unglaublichen Rundblick von dem 2.621 m hohen Gipfel. Auf der einen Seite konnte man über Innsbruck, das Ziller- und das Stubaital in Richtung Südtirol schauen, im Vordergrund sah man die Bettelwurfhütte und den großen und kleinen Bettelwurf und auf der anderen Seite sah man zwei der 4 Karwendelkämme. So gönnte ich mir dort erst mal eine entspannte Pause, genoss mein Brot, ein paar Nüsse und den Müsliriegel und genoss die Aussicht.
Nach einer guten Stunde machte ich mich dann wieder an den Abstieg. Dieser war auf der andere Seite seilversichert – aus meiner Sicht machte das Seil, dass teilweise in Kniehöhe oder tiefer war aber nur bedingt Sinn…..
Damit kam ich dann bereits gegen 13.30 Uhr an meinem heutigen Tagesziel, der Hallerangeralm an. Diese lag traumhaft schön in blühenden Wiesen und das Lager und das Bad war auch richtig schön. Also gab es erst mal einen Kaiserschmarren und ein Bier, danach lief ich die paar Meter bis zur Isar-Quelle, das Wasser war eiskalt. Danach entspannte ich etwas mit dem Hörbuch in der Hängematte und überlegte, was ich so mit dem Nachmittag anfangen sollte.
Der Hüttenwirt meinte dann, dass der Aufstieg zur Sunntigerspitze sehr lohnenswert wäre – auf der anderen Seite fällt der Berg fast 1.000m senkrecht ab. In der Tourplanung war das auch eine Variante gewesen und so machte ich mich gegen 16.30h noch mal auf den Weg. Dieser war pro Strecke mit 1:45 Stunden angegeben. Es ging beständig durch die Latschenkiefern nach oben und in kürzester Zeit war das T-Shirt durch.
Am Gipfel war ich bereits nach gut 45 Minuten und der Ausblick war wirklich toll. So verbrachte ich einige Zeit am Gipfel und machte mich dann wieder an den Abstieg. Auf dem Rückweg waren die Temperaturen auf jeden Fall schon deutlich angenehmer.
Zurück an der Hütte war ich dann gegen 18.30h. Nach einem kalten Bier in der Abendsonne ging es erst mal unter die Dusche und dann gab es ein kulinarisches Highlight – Hirschrücken mit Preiselbeeren und Klößen aus der Region. Das war zusammen mit dem passenden Rotwein der richtige Abschluss dieses schönen Tages! Und dann stellte ich auch noch fest, dass ich ganz alleine in dem großen Lager mit 32 Plätzen war. Das war anscheinend mein Glückstag;-)
Durch die warmen Temperaturen konnte man bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen sitzen und danach hatte ich eine sehr entspannte und ruhige Nacht in meinem Einzelzimmer / Lager;-).
Mittwoch, 07.07.2021 Hallerangeralm – Lamsenjochhütte
Das Wetter an diesem Morgen war leider nicht so traumhaft wie am vorherigen Abend. Es lag alles in tiefliegenden Wolken und es war dadurch sehr feucht. Da heute ein sehr langer Tag anstand – war ich bereits um kurz nach 7 Uhr beim Frühstück. Ich hatte leckeres Rührei und zwei Brote. Als ich dem Hüttenwirt sagte, dass mir gestern ein Stock zerbrochen war, holte er ein paar ältere Stöcke raus und gab mir diese mit auf den Weg. Im Laufe des Tages wurde ich sehr dankbar für dieses Geschenk.
Um kurz nach 8 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Vomper Loch. Es geht die ganze Zeit bergab am Vomper Bach vorbei. Am Anfang hatte man durch die tiefhängenden Wolken wenig Aussicht, irgendwann wurde es deutlich besser.
Es soll ich um eine der am wenigsten erschlossenen und wildesten Ecken des Karwendel handeln – ich sah aber sogar 5 andere Wanderer. Erst überholte ich 3 Mädels, danach dann ein Paar. Immer wenn man die Hoffnung hatte, dass man den Abstieg jetzt überstanden hätte einem die Paar Höhenmeter Gegenanstieg erhalten bleiben würden, ging es wieder runter.
Nach ca. 4 Stunden war der Abstieg dann aber überstanden und es stand ein Gegenanstieg von gut 1.300m über 5 km an. Davor stärkte ich mich aber erst mal und dann machte ich mich auf den zum Teil sehr steilen Anstieg durch die Latschen. Der Anstieg wollte einfach nicht enden und ich brauchte ca. 2,5 Stunden bis zum Joch. Mittlerweile hatte es sich leider wieder recht stark zugezogen – ich machte aber noch den Abstecher zur Lamsenjochspitze.
Auf die zusätzlichen 250 Höhenmeter kam es nun auch nicht mehr an und vielleicht zogen die Wolken ja wieder erwarten doch weg. Um 15.15 Uhr stand ich dann am Gipfelkreuz – die Aussicht ging jedoch leider gegen Null.
Als das auch nach 10 Minuten nicht besser wurde, machte ich mich an den Abstieg. Über die Lamsscharte ging es auf die andere Seite des Berges. Der Abstieg zur Lamsenjochhütte sollte jetzt nur noch 40 Minuten dauern. Leider sah man jedoch immer weniger und irgendwann verlor ich an einem großen Schneefeld dann auch die Wegmarkierungen.
Ich befand mich in einem großen und sehr steilen Schotterfeld und probierte mühsam Stück für Stück abzusteigen, ohne ins Rutschen zu geraten. Die Stöcker waren hier wirklich Gold wert. Irgendwann erreichte ich dann ein Grasfeld, wo mich zahlreiche Gämsen neugierig beäugten. Nach der App zur urteilen, war der Weg gar nicht so weit entfernt und so machte ich mich auf die Suche. Ich fand den Weg tatsächlich wieder und so war der letzte Abstieg dann recht leicht.
So gegen 16.30 Uhr kam ich dann nach 8,5 Stunden an der Hütte an. Mit dem Abstecher zur Lamsenjochspitze war die Tour mit gut 10 Stunden angegeben. Das Wetter wurde an dem Tag auch nicht mehr besser – die Lamsenjochhütte lag an diesem Tag wohl die ganze Zeit in den dicken Wolken.
Ich bezog erst einmal mein Lager und dann genoss ich die heiße Dusche. Danach ging es in den Gastraum. Bis zum Abendbrot war ja noch etwas Zeit, die „Kaffezeit“ war auch vorbei und daher bestellte ich erst mal eine Suppe mit Kaspressknödel als Vorspeise. Diese war sehr lecker! Später hatte ich dann noch den Hüttenburger. Die Spinatknödel am Nachbartisch sahen auch richtig gut aus – nach der Suppe mit Kapressknödel wollte ich aber als Hauptgang nicht schon wieder Knödel nehmen….
Als ich später am Nachbartisch den Kaiserschmarren gesehen habe, wäre das auch eine sehr gute Wahl gewesen. Er sah sehr lecker aus und hatte Apfelmus und Zwetschenröster! Das wäre auch eine sehr gute Wahl gewesen;-) Im Lager waren wir am Ende nur 4 Leute und die Nacht war glücklicherweise wieder sehr ruhig…..
Donnerstag, 08.07.2021 Lamsenjochhütte – Karwendelhaus
Dieser Tag begrüßte mich erst einmal mit einem strahlend blauen Himmel – später im Tagesverlauf ab 14 Uhr waren jedoch Schauer und zum Teil kräftige Gewitter vorhergesagt. So startete ich nach dem recht teuren, aber auch guten Frühstück um kurz nach 8 Uhr in Richtung des Almdorfes Eng und zum großen Ahornboden.
Ich hatte rund 20 Kilometer vor mir und die Tour war mit 7 – 8 Stunden veranschlagt, da ich die Falkenhütte überspringen und direkt zum Karwendelhaus gehen wollte. Die Freude über den blauen Himmel sollte nur ganz kurz andauern – bereits ab 9 Uhr ging es in wieder in die Wolken. Um 9.30 Uhr war ich dann erst mal durch die Wolken durch und schaute auf den wolkenverhangenen großen Ahornboden und das Almdorf – um 9.45 Uhr war ich unten. Ich lief direkt weiter zum Gegenanstieg in Richtung Falkenhütte.
Ab und zu kam jetzt schon ein Tropfen runter – erst mal ging es jedoch ohne Regenhülle und Regenjacke. Gegen 11.30h kam ich dann am Abzweig zur Falkenhütte an, lief aber direkt weiter. Nun wurde der Regen kräftiger und es wurde Zeit für die Regenjacke und vor allem die Regenhülle für den Rucksack.
Den kleinen Ahornboden erreichte ich dann bereits gegen 12.30 Uhr. Von hier gab es jetzt nur noch den Schlussanstieg in Richtung Karwendelhaus. Der Regen hörte jetzt erst mal auf und so nahm ich einen kleinen Mittagssnack im Stehen zu mir. Danach machte ich mich auf den restlichen Weg.
Mittlerweile sah man wenigstens etwas von der Umgebung und ein paar Gipfel schauten aus den Wolken heraus. Ansonsten sah man die Bewölkung aber weiter zunehmen und es grummelte in der Ferne. Am Karwendelhaus kam ich gegen 14 Uhr an und das Timing war mal wieder sehr gut. Nicht viel später ging das Gewitter los. Da war das Geniesel vorher ein nettes Vorgeplänkel gewesen. Ich bekam ein Einzelzimmer – das war ja eine sehr positive Überraschung für die kommenden beiden Nächte.
Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte, gönnte ich mir erst mal ein Bierchen und einen Kaiserschmarren – sehr lecker;-) Ansonsten verbrachte ich den weiteren Nachmittag damit ein paar Alpin-Zeitschriften zu lesen, mein Hörbuch zu hören und den Pfützen beim „Wachsen“ zuzuschauen. Es wurde auf jeden Fall den ganzen Tag nicht mehr besser vom Wetter.
Abends hatte ich dann ein leckeres Rehgulasch mit Spätzle und einen Rotwein. So ging dieser Tag sehr entspannt zu Ende und das Schlafen im Einzelzimmer war natürlich sehr entspannt….
Freitag, 09.07.2021 Karwendelhaus
Ich hatte 2 Nächte im Karwendelhaus eingeplant – da ich von hier aus eine Tagestour zur Birkkarspitze machen wollte. Morgens präsentierte sich das Wetter allerdings genauso wie am Nachmittag und Abend des gestrigen Tages. Also frühstückte ich erst mal ganz entspannt und widmete mich dann wieder meinem Hörbuch. So ab mittags sollte das Wetter irgendwann besser werden. Das war sowohl die Info von Bergfex, als auch die des Hüttenwirts, als er am gestrigen Abend die Wetteraussichten und die möglichen Touren präsentierte….
Gegen Mittag bestellte ich mir erst mal eine Kaspressknödelsuppe und danach hörte es dann endlich wieder auf zu regnen. Um 13.30 Uhr machte ich mich auf den Weg vom Karwendelhaus in Richtung der Birkkarspitze. Ich nahm jedoch die Route über die Ödkarspitzen und bog daher im weiten Bogen nach rechts ab.
Die Tour war mit gut 5 Stunden veranschlagt und sie war recht einsam. Auf jeden Fall begegnete ich der ganzen Zeit keinem anderen Wanderer. Ich kam gut voran – irgendwann ging der Weg jedoch direkt über ein recht großes Schneefeld. Da es relativ steil und nicht sonderlich stabil aussah, umkletterte ich es unten. Und danach kamen dann auch zahlreiche andere Schneefelder, die ich entweder querte oder umgehen konnte.
Irgendwann kam sogar die Sonne zwischen den dicken Wolken raus und gegen 16 Uhr erreichte ich dann die Westliche Ödkarspitze, die mit 2.712 m den bisher höchsten Gipfel von mir im Karwendel ausmachte. Am Gipfelgrat ging es dann erst über die Mittlere Ödkarspitze, die mit 2.745 m den höchsten Gipfel bildete und den Abschluss bildete dann die 2.738 m hohe Östliche Ödkarspitze, an der der Weg am meisten ausgesetzt war und teilweise gesichert war. Hier oben gab es noch reichlich Schnee und um 17 Uhr stand ich dann vor dem kurzen Schlussanstieg zur Birkkarspitze. Diese ist mit 2.749 m nur unwesentlich höher und ich entschied mich, die letzten Meter zum Gipfel nicht mehr aufzusteigen. Der Fels war seilversichert und recht rutschig und mittlerweile lag der Gipfel auch wieder in den Wolken.
Daher machte ich mich auf den Abstieg durch das große Schotterfeld zurück zum Karwendelhaus. Auf meinem Weg kamen wir dann gegen 17.30 Uhr noch drei Jungs entgegen, die zum Biwak am Fuß der Birkkarspitze wollten. Dieses war jedoch bereits besetzt und ich hätte wetten können, dass sie später noch zum Karwendelhaus kommen würde. Da hatte ich mich dann getäuscht.
Ohne weitere Kontakte kam ich dann wieder am Karwendelhaus an und hatte um 18.20 Uhr ein schönes kaltes Bier in der Abendsonne. Schön, dass diese Tour trotz des gruseligen Wetters am Vormittag am Ende noch wie geplant funktioniert hatte. Zum Abendessen hatten ich dieses Mal das Rindsgulasch – die Variante mit dem Reh am Vortag fand ich jedoch deutlich besser. Das Rindfleisch war im Vergleich doch etwas zäh….
Nach einem entspannten Abend ging es dann wieder in mein Einzelzimmer;-)
Samstag, 10.07.2021 – Karwendelhaus – Mittenwalder Hütte
An diesem Tag stand die „Königsetappe“ auf dem Programm. Ich wollte vom Karwendelhaus bis zur Mittenwalder Hütte gehen und dies natürlich über ein paar Gipfel und nicht über das Tal. Diese Tour war mit 11 – 12 Stunden angesetzt. Daher startete ich nach dem Frühstück mit einem leckeren Bircher-Müsli wirklich früh und war bereits um kurz vor 8 Uhr auf dem Weg. Dieser führte durch Latschenkiefern zuerst in Richtung Bäralplsattel. Auf diesem Weg war ich ganz alleine unterwegs – den Sattel erreichte ich bereits um 9.30 Uhr.
Danach ging es dann über den Gjaidsteig sehr ausgesetzt weiter. Dieser führte zum Teil recht ausgesetzt fast direkt an der Wand entlang. Das größte Problem wurde dann mal wieder der Restschnee. Ein Schneefeld umkletterte ich oben, ein anderes umwanderte ich unten. Danach musste man dann leider durch ein sehr steiles Schotterfeld zurück zum Weg aufsteigen – das war auf der einen Seite sehr schweißtreibend und ich lädierte mir zu allem Überfluss etwas den Oberschenkel.
Um kurz vor 12 Uhr war ich dann aber am Wörnersattel angekommen und machte mich von hier direkt an den Abstieg zur Hochlandhütte. Diese erreichte ich gegen 12.30 Uhr und hier merkte man dann sofort, dass man nicht mehr in Österreich, sondern wieder in Bayern war. Man musste auch zur Bestellung im Außenbereich die Maske aufsetzen und seine Kontaktdaten hinterlegen. Danach nahm ich dann erst mal ein Bier und Käsenudeln, danach gab es Kaffee und Kuchen. Ich musste mich ja schließlich für den restlichen Weg stärken….
Nun ging es von 1.600 m wieder nach oben zum Predigtstuhl auf 1.920 m, bevor es erst mal wieder etwas nach unten zur Bergwacht-Hütte ging. Nun folgte der gut einstündige Anstieg durch das Dammkar. Um 15.30 Uhr stand ich dann auf 2.200 m und nahm die Abkürzung durch den Tunnel in Richtung Seilbahn. Damit nahm ich die Westliche Karwendelspitze nicht wie geplant mit – insgesamt war es aber bereits bis hierher ein sehr langer, sonniger und intensiver Wandertag gewesen.
An der Gondelbahn suchte ich dann kurz den richtigen Weg in Richtung Mittenwalder Hütte. Dieser war hier mit mehr als 3 Stunden angegeben. Ich hoffte das mal wieder deutlich schneller zu schaffen – auf 3 Stunden Abstieg hatte ich wirklich keine Lust mehr. Der Weg ging zum Teil recht steil und seilversichert nach unten – gegen 17 Uhr kam ich dann nach ca. 9 Stunden an der Mittenwalder Hütte an.
Das hatte aber auch wirklich gereicht und das Mittenwalder Bier schmeckte hervorragend. Die Hütte war der passende Abschluss meiner Tour. Hoch über Mittenwald hatte man wirklich einen traumhaften Ausblick – noch viel besser war aber die Hüttenwirtin, die leider am Ende der Saison in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird. Um 18.30 Uhr hatte ich großartige Knödel und danach schaute ich gebannt auf die Wolkenformationen und den Regen in der Ferne – der uns so gegen 20 Uhr erreichte.
Daher ging es an diesem Tag nach dem langen Tag früh ins Lager, dass ich mal wieder alleine für mich hatte. Insgesamt waren es gerade einmal 3 Übernachtungsgäste.
Sonntag, 11.07.2021 Mittenwalder Hütte – Mittenwald – Berlin
Den nächsten Tag ging ich dann ganz entspannt an. Nach dem Frühstück machte ich doch noch den Abstecher zum „Hausgipfel“ – den Lindlahnekopf. Der Weg war schön und erstaunlich einsam. Um 11.30 Uhr war ich bereits zurück bei der Hütte und verbrachte die letzten Stunden entspannt lesend in der Sonne.
Ich genoss den Kaffee mit guten Bohnen aus dem Vollautomaten und gegen 13.30 Uhr gab es noch einmal ein wirkliches Highlight – Kaiserschmarren mit Zwetschenröster und dazu ein Mittenwalder Bier! Es war der beste Kaiserschmarren im Karwendel und bildete somit wirklich den krönenden Abschluss einer richtig tollen Wanderwoche.
Danach machte ich mich dann an den Abstieg, da mein Zug in Richtung München um 15.35 Uhr starten sollte. Ich brauchte nur 45 Minuten für den Abstieg und war daher sehr früh am Bahnhof. Der Zug kam pünktlich und in München holte ich mir dann noch ein Brötchen mit Roastbeef und ein Bier und auch hier ging es planmäßig weiter. Ich bekam sogar einen Sitzplatz – der Zug war wirklich recht voll. Marie, Jördis und Josie waren eine Stunde vor mir in München gestartet – am Ende war ich noch vor Ihnen in Südkreuz. Ich hatte 10 Minuten Verspätung – die drei aber wieder mehr als eine Stunde.
Mit vielen tollen Eindrücken und wirklich etwas müde war ich gegen 22.30 Uhr zuhause und konnte dort noch den Rest des EM-Finales mit dem glücklichen Ende für Italien im Elfmeterschießen sehen….