Vom Hamburg mit dem Fahrrad am Wochenende durch die Lüneburger Heide
Die Lüneburger Heide – das weckte bei mir Kindheitserinnerungen. Und nach Rennradtour von Berlin nach Lüneburg hatte ich das nächste Ziel für mich ausgemacht: Die Lüneburger Heide. Als das Ziel feststand, ging es natürlich mal wieder um das passende Fortbewegungsmittel. Die erste Idee war natürlich das Rennrad – doch halt: Sind die schmalen Reifen wirklich passend für die sandigen Wege in der Heide? Die erste Idee war ein Start in Hamburg, die Fahrt durch die nördliche und dann die südliche Heide und die Rückfahrt von Braunschweig.
Doch sieht man dabei wirklich so viel und sollte es diesmal vielleicht etwas langsamer vorangehen? Beim weiteren Überlegen gewann diese Variante an Sympathie. Daher buchte ich am Freitagnachmittag einen Zug nach Hamburg und am Sonntagabend eine Verbindung zurück von Hamburg nach Berlin. Mir war vorher gar nicht bewusst, dass man auch im ICE Fahrräder mitnehmen kann – wenn auch in einer sehr beschränkten Anzahl. Je nach Baureihe stehen 8 oder 16 Stellplätze für Fahrräder zur Verfügung. Für den Hin- und Rückweg zahlt man für das Fahrrad 15 EUR. Aus meiner Sicht ein fairer Preis. Als dann auch noch ein Bed & Breakfast in Wesseloh gefunden und gebucht wurde, stand der Tour zurück in die Kindheitserinnerungen wirklich nichts mehr im Wege;-)
Freitag: Berlin – Hamburg – Wesseloh
Nach der Arbeit ging es mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Die Reihenfolge der Wagen war mal wieder umgekehrt – ich fand den Wagen mit den Fahrradstellplätzen aber trotzdem. Nachdem die Bahn bei mir in der letzten Zeit immer pünktlich war, gab es diesmal Stellwerkprobleme bei Wittenberg. So ging es den Umweg über Stendal und die Fahrt dauerte fast eine Stunde länger. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die geplante Radtour.
Stattt wie geplant nach Fischbek und von dort durch die Fischbeker Heide in Richtung Wesseloh ging es mit dem Regio nach Buchholz in die Nordheide. Der Hamburger Bahnhof war wie so oft heillos überlastet – mit einem Fahrrad und Satteltasche ist das doch ein ganz besonders Vergnügen….Irgendwann war ich dann aber tatsächlich in Buchholz angekommen und machte mich gegen 17.45 Uhr auf den Weg in Richtung Wesseloh.
Auf der Radkarte „Nordheide“ entdeckte ich dann einen kleinen lila Fleck, den „Brunsberg“. Also sollte das die erste Zwischentappe werden. Und schon dort merkte ich beim Anstieg auf den Brunsberg und die sandigen Wege, dass dies nicht die richtige Tour für das Rennrad gewesen wäre. An den ersten Blick auf Heidelandschaft hatte ich keine großen Erwartungen – es war aber unglaublich schön. Die Sonne kam etwas heraus, die Landschaft war hügelig und es war alles in lila Pastelltöne gehüllt. Auch wenn der Höhepunkt der Blüte wahrscheinlich vor 1 – 2 Wochen war. So machte ich bereits an dieser ersten Station zahlreiche Fotos und genoss die Ausblicke.
Irgendwann musste ich dann aber weiter fahren – im September sind die Tage ja leider nicht mehr so richtig lang. Die nächste Station war das malerische Busenbachtal. Dort fuhr ich aber nur durch und hielt mich nicht so lange auf. Die Sonne stand schon deutlich tiefer – diesen Abstecher plante ich daher noch einmal auf dem Rückweg am Sonntag ein. Und so ging es weiter durch Handeloh durch nach Wesseloh. Der Himmel war mittlerweile bedrohlich schwarz und es donnerte. Daher trat ich etwas kräftiger in die Pedale und kam gegen 19.30 Uhr bei meinem Bed & Breakfast in Wesseloh an. Meine Vermieterin kam sofort heraus und war froh, dass ich nun auch endlich angekommen war – 5 Minuten später ging das Gewitter los. Das war diesmal ein ausgesprochen gutes Timing.
Der Empfang war unglaublich herzlich. Mir wurde das Zimmer gezeigt und neben dem gebuchten Schlafzimmer durfte ich auch das Wohnzimmer nutzen. Dazu ein sauberes Bad, eine eigene überdachte Terrasse und zwei Liegen im Garten. Im Schlafzimmer dann auch noch die Möglichkeit Tee und Kaffee zu machen und etwas Schoki – Toll!!! Als ich nach weiteren Wünschen gefragt wurde hatte ich doch noch einen: „Ein kaltes Bier“;-). Dieser Wunsch konnte nicht direkt erfüllt werden, die Nachbarin zwei Häuser weiter konnte aber helfen und dann hatte ich auch gleich die Qual der Wahl: „Astra Urtyp, Astra Radler, ein Weizenbier und ein alkoholfreies Weizen“ standen zur Auswahl. Selten wurde ich so nett begrüßt und so dermaßen positiv überrascht. Ein wirklich toller Abschluss des Anreisetages.
Samstag: Eine große Runde durch die Lüneburger Heide
Das Wetter war sehr durchwachsen angesagt – am Vormittag sollte es sogar regnen. Somit war ich beim Blick aus dem Fenster positiv überrascht, dass es zumindest nicht regnete und mich der Tag mit einem eher „fröhlichen Grau“ begrüßte. Noch schöner wurde es dann, als ich den liebevoll und reichlich gedeckten Frühstückstisch entdecke und Ille Wiegand dann auch noch mit dem leckeren Rührei zum Tisch kam. Dazu Wurst, Käse, Obst, Joghurt und selbstgemachte Marmelade. Und garantiert habe ich bei dieser Aufzählung noch irgendetwas vergessen. Das i-Tüpfelchen war dann noch der Brotbeutel;-) So viel konnte man wirklich nicht essen und so gab es einen „Jausenbeutel“, in dem noch ein reichlich belegtes Brötchen für die Radtour verschwand. So gestärkte konnte es dann auf die Tour durch die Heide gehen…
Gegen 9.00 Uhr machte ich mich dann mit dem Radel auf den Weg nach Schneverdingen und von dort führte der erste Abstecher in die Osterheide. Dort standen einige Kutschen unterwegs, es war aber aufgrund der frühen Stunde und des recht grauen Wetters noch entspannt leer. Die Aussichten über die blühende Heide war aber auch bei diesem diesigen Wetter sehr schön.
Danach ging es dann zum Pietzmoor – das quasi auf der anderen Straßenseite der Osterheide liegt. Dort kann man auf einem schönen Bohlenweg durch das Moor wandern.
Danach ging es dann zum Bockheber Hof, einem sehr schönen Hof in der Heide und danach durch die Timmerloher Heide in Richtung Bispingen. Die Radwege waren zum Teil recht sandig und nicht ganz so einfach zu befahren, da konnte ich über den Regen der letzten Tage noch wirklich froh sein….
Nach Bispingen ging es dann weiter in die Borsteler Kuhlen. Das sieht auf der Karte recht klein und damit unspektakulär aus, ist aber ein ausgesprochen schöner Platz. Dort war ich ganz alleine und genoss das Brötchen aus dem Jausenbeutel;-)
Von dort aus ging es dann ins das „Herz“ der Nordheide nach Wilsede. Dort ging ich in „Mein Teehaus“ und hatte eine leckere Torte und einen Tee – Kaffee fand ich im Teehaus nicht die richtige Wahl. Das Café ist fast direkt am Ortseingang und hat einen traumhaften Garten und ganz vielen versteckten Sitzmöglichkeiten. So genoss ich dort eine kulinarische Pause und die Sonne war mittlerweile auch heraus gekommen.
So gestärkt ging es dann zum Totengrund – diese umrunde ich in Richtung Holzberg. Am Aussichtspunkt vom Totengrund war neben Wilsede bisher am meisten los – es war aber bisher auch der für mich schönste Bereich der Nordheide.
Anschließend ging es weiter zum Wilseder Berg. Der Weg war recht schwierig zu fahren und irgendwann hieß es dann auch wirklich „Absteigen“. Zum einen war der Weg recht schlecht und irgendwann war es dann auch verboten mit dem Rad zu fahren und aufgrund der vielen Fußgänger wäre es auch nicht die beste Idee gewesen….
Danach ging es dann mit dem Fahrrad über die Osterheide und Schneverdingen zurück in meine Unterkunft. So konnte ich auch noch entspannt die Liegen im Garten nutzen. Abends hatte ich dann noch ein Bauernfrühstück. Nach der Rückkehr in die Unterkunft trank ich zusammen mit meiner Vermieterin noch einen Rotwein. Bei diesem einen Rotwein blieb es dann allerdings nicht – es war ein toller und langer Abend mit einem sehr intensiven Austausch über das Leben;-) Auch das kann man in so einer kleinen Unterkunft erleben….
Am Ende hatte ich knapp 90 km mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Sonntag – Zurück über die Heide und das Alte Land nach Hamburg
Auch dieser Tag fing wieder mit dem tollen Frühstück an und es war auch wieder trocken. Nach dem Frühstück fuhr ich dann noch einmal in Richtung Wilsede und fuhr noch einmal um den Steingrund herum. Auch das war landschaftlich wirklich schön und ich sah zum Abschluss auch noch den Schäfer mit der großen Herde Heidschnucken.
Danach ging es dann durch Wilsede nach Undeloh und weiter nach Inzmühlen. Im Schafstall beim Büsenbachtal machte ich noch eine Mittagspause und genoss den Heidschnucken-Burger. Danach drehte ich noch eine Runde durch das Büsenbachtal – deutlich kleiner als die Heideflächen rund um Wilsede, aber traumhaft schön.
Danach ging es dann weiter in Richtung „Altes Land“. Der Weg dorthin war relativ unspektakulär und zog sich etwas dahin.
Im Alten Land selbst wurde es wieder schöner, auch wenn der Himmel immer dunkler wurde. Als ich in Jork angekommen war, fing es an zu nieseln. Ich kehre dann erst einmal in das Hofcafé vom Obsthof Feindt ein. Der Apfelkuchen war leider bereits ausverkauft – so probierte ich die Apfeltorte. Diese war sehr lecker – daher gönnte ich mir danach noch einen Stück Butterkuchen. Und damit war ich dann wirklich sehr gut gesättigt…..
So gestärkt setzte ich die Radtour nach Finkenwerder fort – ab und an tröpfelte es wieder vom Himmel. Gegen 18.00 Uhr erreichte ich den Fähranleger in Finkenwerder und fuhr direkt mit der Fähre zurück zu den Landungsbrücken. Das Timing war wieder ausgesprochen gut – als ich auf der Fähre war, ging ein recht starker Schauer nieder.
An den Landungsbrücken stieg ich dann wieder auf das Radel und fuhr in die Hafencity. Dort stand schon die nächste Fähre bereit und ich fuhr noch einmal per Fähre zu den Landungsbrücken zurück und genoss den Ausblick auf die Elbphilharmonie.
Nun hatte ich noch eine gute Stunde bis zur Rückfahrt der Bahn und kehrte auf ein Abschlussbier ein;-) Am Ende waren es etwas mehr als 100 Kilometer mit dem Radel. Im Zug hatte ich dann das restliche Brötchen vom Frühstück – der Kuchen hatte mit Sicherheit mehr als genug Kalorien für mich bereit gehalten.
Fazit
Es ist immer wieder erstaunlich, was man an einem Wochenende alles erleben kann. Mir hat es in der Lüneburger Heide ausgesprochen gut gefallen und die Anreise mit der Bahn und dem Fahrrad ist echt entspannt. Ich würde die Tour so wiederholen – evtl. würde ich die Rückreise nach Hamburg etwas anders gestalten.
Anbei noch ein paar interessante Links:
Die große Heidetour über Schnerverdingen, Bispingen und Wilsede
Von Wesseloh über Wilsede ins Alte Land und zurück nach Hamburg