Die Mieminger Kette, das Gaistal und rund um die Coburger Hütte

Kurzbeschreibung der Tour

Eine schöne, abwechslungsreiche und je nach Lust auch recht anspruchsvolle 5-Tages-Tour rund um die Mieminger Kette. Dabei kann man zahlreiche Gipfel, zwei oder drei Klettersteige, eine Gipfelüberschreitung und einiges mehr einbauen. Und man hat von einer der besten Alpenhütten – der Coburger Hütte – einen unglaublichen Ausblick auf den Seebensee und den Drachensee. Den Anspruch der Tour kann man dabei selbst gestalten – die Länge ist damit auch variabel;-)

Übersicht und Karte

 

Anreise nach Telfs, 24.07.2020

Nach den ganzen „Solotouren“ in die Berge hatten mich meine „Jungs“ gefragt, ob wir mal gemeinsam eine Männerunde von Hütte zu Hütte drehen wollen. Da ich mich am Wilden Kaiser mittlerweile gut auskenne, war das unser Revier. Wenn man aber schon mal von Berlin nach Österreich fährt, kann man ja auch etwas länger als lediglich 5 Tage vor Ort bleiben.

Also reifte bei mir die Idee, vorher doch noch eine kleine „Solotour“ zu unternehmen. Es sollte jedoch nicht zu weit vom Wilden Kaiser entfernt sein, da ich dann von dort nach Kufstein fahren wollte. So überlegte ich verschiedene Optionen – von der Zugspitze (zu voll), über das Karwendel und das Rofan-Gebirge. Zum Teil waren dort Übernachtungen aufgrund von Corona jedoch in manchen Hütten nicht möglich oder zumindest nicht als Alleinreisender und so kam ich irgendwann auf die Rückseite der Zugspitze – die Mieminger Kette. Ich suchte mir eine abwechslungsreiche Rundtour raus und wollte eigentlich 3 Nächte in der Coburger Hütte verbringen, von dort morgens ins Tal absteigen und mit Bus und Bahn nach Kufstein fahren.

Nach Telfs selbst ging es auch unproblematisch mit der Bahn – erst von Berlin nach München und dann weiter in Richtung Innsbruck. Dort mit der S-Bahn bis nach Telfs. Dort kam ich dann gegen 16h an und die Wettervorhersage schien sich leider zu bewahrheiten. Es waren zum Nachmittag kräftige Gewitter angesagt und genauso sah der Himmel auch aus – als ich mit guter Laune aus dem Bahnhof lief. Aber ich hatte meine Nacht ja oben auf der Hütte gebucht und am nächsten Tag sollte es auch weitergehen. Daher stiefelte ich dann los und stellte mich auf einen entspannten Aufgalopp ein – bis ich den ersten Wegweiser sah. Bis zur neuen Alplhütte sollte es 3,5h Stunden dauern – das versprach ein recht spätes Abendessen zu werden…..

Tefls_Unwetter

Fast direkt in Telfs fing es dann auch schon an zu regnen und ich nahm die Hardshell aus dem Rucksack. Dann ist aber oftmals die Frage, ob man vom Schwitzen oder vom Regen nass wird. Irgendwann entschied ich mich dann doch für den Regen. Der Weg nach oben führte schön durch den Klammsteig und bot schon bald ein paar schöne Ausblicke zurück ins Tal. Ich kam gut voran und nach 2,5 Stunden war ich dann bei der Neuen Alplhütte. Ich öffnete die Tür und wurde mit dem Satz „Da ist ja mein Übernachtungsgast“ begrüßt.

Ich dachte, dass wäre ein Scherz aber alle anderen Reservierungen waren aufgrund des Wetters abgesagt. Sehr ungewöhnlich – aber so hatte ich ein „Einzelzimmer“ mit Stockbetten und die ungeteilte Aufmerksamkeit der Wirtin. So hatte ich erst eine Speckknödelsuppe und danach einen sehr leckeren Kaiserschmarrn – und das Bier kam auch richtig schnell. Zumindest ich hatte alles richtig gemacht;-)

Neue_Alplhuette

Neue_Alplhuette-2

Kaiserschmarrn

Neue Alplhütte bis zur Hochfeldernalm, 25.07.2019

Nach einem richtig guten Frühstück machte ich mich auf den Weg. Es war immer noch alles nass und die Wolken hingen recht tief. Daher beschloss ich nicht den Abstecher auf die Hochwand zu machen und nahm stattgessen den Karkopf mit. Ab und an lief man in dicken Wolken, hin und wieder kam ein blauer Himmel raus und die Gipfel zeigten sich. Der Aufstieg war nicht weiter schwer – am Grat pfiffen die Wolken beeindruckend über den Gipfel. So richtig gemütlich war es nicht und daher blieb ich auch nicht sonderlich lange am Gipfelkreuz.

Aufstieg_Karkopf

Aufstieg_Karkopf

Karkopf

Karkopf Gipfelkreuz

Es ging auf dem identischen Weg runter bis zum Wetterkreuz und dann auf einem ausgesetzten Weg erst mal ein ganzes Stück in Richtung Tal. Danach stieg der Weg dann wieder zur niederen Munde an. Hier kann man zum Adlerklettersteig abbiegen, der von der anderen Seite auf den Karkopf führt. Da es immer noch recht feucht am Fels war und ich ja auch alleine unterwegs, ging ich weiter. Ich überlegte kurz den Abstecher zur Hohen Munde zu machen, das es aber immer noch recht grau war stieg ich stattdessen in Richtung Gaistal ab. Am Ende stellte sich das auch als richtige Entscheidung raus – die Etappe war auch so nicht ohne und lang genug.

Abstieg_Karkopf-2

Unten im Gaistal riss die Wolkendecke dann auch und es wurde schlagartig deutlich wärmer und die Sonne knallte von nun an vom Himmel. Auch eine schöne Abwechslung.

Gaistal

Gaistal

An der Hochfeldern-Alm hatte man dann einen traumhaften Ausblick, einen schönen Liegestuhl und noch mal viel Sonne. Ich kam gegen 17h an – am Ende waren es doch fast 24 km und 1.500 Höhenmeter. Ein Glück hatte ich den Abstecher zur Hohen Munde nicht gemacht….Diese Alm war vollständig ausgebucht – was für ein Kontrast;-)

Hochfeldern_Alm

Hochfeldern_Alm

Sascha_Liegestuhl

Hochfeldern Alm – Coburger Hütte, 26.07.2019

Am heutigen Tag stand nur ein Spaziergang auf dem Programm. Leider löste sich etwas die Sohle von meinem Meindl – das hatte ich ja vor der Abfahrt schon etwas befürchtet. Die Schuhe hatten ja in den letzten Jahren viel erlebt und einige Kontinente bereist. Die Hüttenwirtin versorgte mich mit Panzer-Tape – das hält auch bei ihrem Bulli. Beim Schuh war die Halbwertzeit hingegen nicht sonderlich lang…

Da es morgens noch etwas regnete startete ich nach einem ausgiebigen und leckeren Frühstück erst gegen 10h. Es war ein entspanntes Auf und Ab bis zum Seebensee. Dieser ist wirklich traumhaft schön. Am See vorbei geht es dann recht steil hoch zur Coburger Hütte. Diese hat eine unglaubliche Lage, besonders toll ist aber wirklich die Bewirtschaftung – dazu aber später im Fazit mehr.

Obwohl ich gut und spät gefrühstückt hatte gönnte ich mir da gleich mal mittags zwei Spinatknödel. Danach stieg ich noch auf den Vorderen Drachenkopf – ein schöner Ausflug von der Hütte mit einem traumhaften Ausblick auf den Drachensee, den Seebensee und rüber zur Zugspitze und zur Sonnenspitze. Offiziell ist der Weg mit 2 Stunden ausgeschildert – ich war in etwas weniger als einer Stunde oben und bin nicht gerannt. Dort konnte ich ganz alleine den Ausblick genießen, im Abstieg fing es dann wieder leicht zu nieseln an. Daher machte ich an diesem Tag nicht mehr viel;-)

Seebensee

Seebensee

Aussicht_Vorderer_Drachenkopf

Gipfelkreuz_Drachenkopf

Klettersteig Vordere Tajakante, 27.07.2019

An diesem Tag schien die Sonne von einem unglaublich blauen Himmel. Ich überlegte, ob ich trotz der leicht abgelösten Sohle den Klettersteig versuchen sollte. Da von der Hütte ein paar andere in Richtung des Klettersteiges aufbrachen machte ich mich auch auf den Weg. Am Einstieg des Klettersteigs interviewte ich dann noch mal einen „Einheimischen“ über die Schwierigkeit, seine Antwort war: „Schafft jeder halbswegs trainierte Mensch.“ Gut  – dann sollte ich das hoffentlich auch schaffen. Der Einstieg geht mit B/C los, dann gibt es eine C-Stelle. Alles gut versichert, aber auch schön ausgesetzt am Grat entlang.

Irgenwann kommt dann eine D/E-Stelle durch einen Kamin – da tat ich mich das erste Mal wirklich schwer. Sollte man links rumklettern oder wirklich durch den Kamin? Am Ende kletterte ich durch den Kamin. Ich kam eigentlich ganz gut voran, an einer D-Stelle hatte ich dann aber Probleme mit meinen Sohlen Grip zu finden. Ich versucht es ein oder zweimal und beim letzten Mal hatte ich es fast geschafft, als sich die Sohlen von meinem Schuh lösten. Besonders lange konnte ich mich dann nicht mehr halten und es ging rückwärts so 3 – 4 m den Berg runter. Ich hatte mir gefühlt den längsten Fall dafür ausgesucht, war kurz vorm Umhaken des Klettersteig-Sets…..

Daher gab es einen recht harten Aufprall – ein kurzer Check ließ aber keine Brüche oder schlimmeren Verletzungen vermuten – nur die Knie waren beide aufgeschlagen. Von oben kam eine Familie ein Stück runter um mir zu helfen. Nach den vergeblichen Versuchen wollte ich jetzt aber nicht noch mal den Versuch an dieser Stelle wagen. Ich versuchte die Stelle daher im Gras und Schotter abseits des Grates zu umlaufen und danach wieder in den Steig einzusteigen. Dies gelang mir zum Glück und ich konnte daher ein paar Fotos vom Verlauf des Klettersteigs aus einer ungewöhnlichen Perspektive machen;-) An der Stelle im nächsten Foto ging es runter – so schlimm sieht es da eigentlich gar nicht aus….

Klettersteig_Tajakante

Klettersteig_Tajakante

Klettersteig_Tajakante

Danach gab es dann noch eine schöne Stelle, bei der ich nur dachte: „Und das jetzt mit einer abgelösten Sohle – so eine Scheiße….“. Es klappt dann aber glücklicherweise und kurze Zeit später stand ich am Gipfelkreuz. Die Familie hatte sogar ein Erste-Hilfe-Set dabei und so wurden meine Knie mit Betaisodona und Pflastern verarztet…..Der Arm sah auch nicht wirklich gut aus – mit dem hatte ich versucht mich reflexartig im Seil einzuhängen….Die Aussicht von oben war aber traumhaft schön….

Panorama_Vordere_Tajakante

Klettersteig_Tajakante-1

Meindl_defekt

Danach ging es dann runter – die Wirtsleute sahen natürlich gleich die blutenden Knie und versorgten mich. Am meisten half aber dann erst mal das Bier. Und das Essen abends war super – Saltimbocca war der Hauptgang. Aus meiner Sicht ist die Halbpension auf der Hütte viel zu billig. Und abends hatten wir dann noch eine Lichtstimmung!

Seebensee_Abendstimmung-1

Nachts merkte ich dann aber auch, dass nicht nur die Knie, sondern auch die linken Rippen gut was abbekommen hatten. Die Nacht war nicht wirklich erholsam….

Coburger Hütte – Grünsteinscharte – Mieming, 28.07.2019

Die Knochen am nächsten Tag schmerzten ganz schön. Daher und aufgrund der ramponierten Schuhe ließ ich auch die geplante Überschreitung der Sonnenspitze sein. Das ist dann der Anreiz um noch einmal wieder zu kommen. Ich wollte daher erst bis mittags bei der Coburger Hütte bleiben, es wurde aber immer sonniger und so machte ich mich gegen 10.30h doch mal auf den Weg….

Es zog sich ohne Schatten in Richtung Grünsteinscharte – ein wirklich kein schöner Weg über viel Geröll…Irgendwann kamen dann aber auch die Latschen und ein paar Blumen und von da an lief es sich auch besser.

Abstieg_Gruensteinscharte

Abstieg_Gruensteinscharte

Am Lehnberghaus war ich um kurz vor 13h – die richtige Zeit für Käsespätzle. So gestärkt ging es dann in Richtung Lacke mit einem schönen Ausblick ins Inntal. Dort klingelte dann mein Telefon. Die Vermieterin wollte wissen wo ich sei, da ein kräftiges Gewitter im Anmarsch war. Als ich mich umdrehte, sah ich die dunklen Wolken dann auch schon….

Aussicht_Lacke

Aussicht_Lacke

Daher nahm ich den Bachweg nach unten – ein schöner steiler Steig. Das ging noch mal so richtig auf die Knie. Von 1.700 Höhenmetern ging es recht fix runter auf 1.100…..Mit dem Gewitter im Rücken und den kaputten Schuhen am Fuß ging es dann noch mal schneller. Das wollte ich so nicht im Starkregen machen. Beim Mieminger Plateau sah es dann aber wieder recht freundlich aus – bis dahin hatte ich nur ein paar dicke Tropfen abbekommen…..

Mieminger_Plateau

In meiner Unterkunft war ich dann um 17h und das Gewitter verzog sich erstmal. Die Unterkunft war schön neu renoviert – da konnte ich mir dann auch mal den Arm in Gänze im Spiegel anschauen. Sah super aus…

Absturz_Klettersteig_Sascha

Fazit:

Es war eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Tour. Den Adlerklettersteige will ich auf jeden Fall noch mal machen und auf die Cobuger Hütte werde ich mit Sicherheit auch zurückkehren. Auf der einen Seite habe ich noch eine Rechnung mit dem Klettersteig offen – die begleiche ich mit den neuen Schuhen. Und die Überschreitung der Sonnenspitze mache ich dann auch noch! Und ganz nebenbei ist es eine der schönsten Hütte, auf denen ich je war. Die Landschaft und die Touren sind ein Traum – ganz besonders wird dieser Ort jedoch durch Jürgen und sein Team. Es ist unglaublich wie herzlich alle sind und wie gut und reichhaltig das Essen ist. Dafür ist der Preis wirklich zu günstig.

Zusammen mit dem Hans-Berger-Haus im Wilden Kaiser eine absolute Wohlfühlhütte!!!

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